Lehre und Praxis
am ZSB Bern

Überblick über unsere Schwerpunkte

Unsere Lehrgänge in Systemischer Therapie und Beratung streichen bindungsbasierte und emotionsfokussierte Theorie und Methodik hervor. Ihre hohe Praxisrelevanz spiegelt sich in der beruflichen Anwendung durch unsere Lehrkräfte und die Mehrheit der Therapeutinnen und Therapeuten am ZSB Bern. 

Der bindungsbasierte und emotionsfokussierte Schwerpunkt

Bindungstheorie und -forschung haben die Erkenntnis in die Psychologie gebracht, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Dies führt zu emotionalem Halt und Sicherheit, was wiederum die Voraussetzung schafft, um ein gesundes Bedürfnis nach Exploration zu entwickeln (Suche nach Bedeutung, Sinn und Autonomie). Diese Theorien liefern eine empirisch gut abgestützte Verständnisbasis sowohl für die spontanen Entwicklungsprozesse in nahen Beziehungen als auch für affektive Störungen und deren Ursachen und Behandlung(1). Eine durch Angst, Kummer oder Verlust ausgelöste Bedrohung – etwa im Rahmen einer psychischen Erkrankung – aktiviert die Suche nach Nähe zu einer fürsorglichen Person als sicheren Hafen (im Kinder- und Jugendalter sind das meistens die Eltern, später der Partner bzw. die Partnerin oder eine Fachperson).

Im Rahmen von psychosozialen Krisen zeigen sich i.d.R. eskalierende und resignative Beziehungsmuster und es wird oft nicht erkannt, dass sich hinter vordergründigem Autonomiebestreben ein Mangel an emotionalem Halt und Sicherheit verbirgt. Im Rahmen einer bindungsbasierten Systemischen Therapie wird durch wohlwollenden und anschlussfähigen Einbezug der relevanten Bezugspersonen ein Prozess der Annäherung und Reintegration unterstützt und angeregt und so eine sichere Basis geschaffen, die es den Betroffenen ermöglicht, Veränderungen überhaupt zuzulassen.

Aufgrund der Erkenntnisse aus der internationalen Psychotherapieforschung(2), die mehr und mehr ein schulenübergreifendes Verständnis von Psychotherapie nahelegen, werden am ZSB Bern insbesondere im Zusammenhang mit störungsspezifischen Erkenntnissen auch weitere empirisch evaluierte Techniken und Methoden vermittelt, sowie auf dem Hintergrund von psychiatrischem Wissen und Können die wichtigsten medikamentösen Behandlungsmethoden. Als Schwerpunkt werden emotionsfokussierte Verfahren gelehrt, die dazu dienen, Emotionen im Therapieprozess besser wahrzunehmen, zu klären, zu regulieren oder zu transformieren. Damit werden ergänzend zu den systemtherapeutischen Kernkompetenzen, die vorwiegend interpsychische Muster in den Behandlungsfokus stellen, auch Therapiemöglichkeiten vermittelt, die intrapsychische Prozesse hervorheben.(3) 

(1) Strauss B. (Hrsg.) (2008): Bindung und Psychopathologie. Stuttgart: Klett-Cotta, S. 49–80
(2) Duncan, B.L., S.D. Miller, B.E. Wampold u. M.A. Hubble (2010): The heart & soul of change Deliviering what works in therapy. Washington, DC (Amercian Psychological Association)
(3) Wagner E., Russinger U. (2016): Emotionsbasierte systemische Therapie. Intrapsychische Prozesse verstehen und behandeln. Stuttgart: Klett-Cotta Auszra L., Herrmann I., u. Greenberg, L.S. (2017): Emotionsfokussierte Therapie. Göttingen: Hogrefe