Dissoziale Persönlichkeitsstörungen, forensische Behandlungsschwerpunkte und Zwangskontext
Inhalte
Die Behandlung dissozialer Persönlichkeitsstörungen stellt für therapeutische Fachpersonen eine besondere Herausforderung dar. Dies ist einerseits dadurch bedingt, dass (persönlichkeits-) störungsbedingtes Verhalten und Erleben per Definition zeitlich und situativ als relativ stabil und nur schwer veränderbar gilt. Unter Fachpersonen bestand deshalb lange Zeit ein therapeutischer Pessimismus sowie eine Ambivalenz gegenüber therapeutischen Erfolgsaussichten. Zudem ist über die Ursache dieses Störungsbildes bisher wenig bekannt.
Da Persönlichkeitsstörungen von Betroffenen häufig als ich-synton wahrgenommen werden, sie dadurch eher selten eine Veränderungsmotivation aufweisen und aktiv Angebote aufsuchen, begegnet man ihnen vorwiegend im Zwangskontext. Gerade im hier relevanten Bereich der Förderung der Veränderungsmotivation und zur Auftragsklärung bietet die systemische Therapie nützliche Interventionen. Die Therapie im forensischen Setting ist dabei ein Beispiel eines Zwangskontextes, das näher beleuchtet werden soll. Allerdings trifft man auch in verschiedensten anderen Settings auf Unfreiwilligkeit, wodurch die Thematik für sämtliche therapeutische Fachpersonen Relevanz aufweist.
Im Vertiefungskurs werden den Studierenden die Stärken aber auch Grenzen der systemischen Psychotherapie im Umgang mit den beschriebenen Herausforderungen nähergebracht. Neben der Förderung des Verständnisses für das dissoziale Störungsbild – auch in diagnostischer Hinsicht – erhalten die Studierenden einen Einblick ins deliktorientierte Arbeiten. Weiter sollen Werkzeuge aus der systemischen Therapie vermittelt und eingeübt werden, die in diesem herausfordernden Gebiet Chancen bieten.
Anwendungsfeld
Praxisbeispiele aus dem Zwangskontext und Videos von bekannten Straftätern
Ziele
Literatur
Die Familienrekonstruktion ist eine «systemische Selbsterfahrung in der Gruppe» und eine diagnostische und therapeutische Methode, mittels welcher die eigenen familiären Prägungen, deren Wirkungen und Wechselwirkungen erkannt und räumlich-bildlich dargestellt werden können. Der Zugang zur eigenen Biografie ist Grundlage von Lebenszufriedenheit und für die Entwicklung einer professionellen Haltung sowie für die Sicherung der Qualität des eigenen therapeutischen Handelns von grosser Bedeutung. Die Gruppenselbsterfahrung startet 2–3-mal jährlich und findet in geschlossenen Gruppen (max. 12 Studierende) statt. Die Selbsterfahrungsleitung achtet auf einen wohlwollenden und für eine Selbstöffnung notwendigen sicherheitsspenden Beziehungsrahmen. Sie steht unter Schweigepflicht und hat keine weiteren Dozent:innenaufträge innerhalb der Weiterbildung. Für psychologische Psychotherapeut:innen ist die Teilnahme integraler Bestandteil der Psychotherapieweiterbildung und obligatorisch. Für angehende ärztliche Psychotherapeut:innen wird der Besuch der Familienrekonstruktion empfohlen.
Ausschreibung und Anmeldung
Im Vertiefungskurs wird einerseits theoretisches Wissen und Können aus der systemischen Therapiepraxis störungs- sowie themenspezifisch vertieft und eingeübt. Andererseits werden innerhalb der psychopathologischen oder psychiatrischen Spezialgebiete auch andere evidenzbasierte Therapieverfahren vermittelt. Die emotionsfokussierte Vorgehensweise wird gefestigt und auf unterschiedliche Settings (Einzel-, Paar- sowie Elternsetting) ausgeweitet. In der Mitte des Vertiefungskurses findet die Einführung in die Abschlussarbeit statt, die bis zum Abschlusskolloquium am Ende des Vertiefungskurses fertiggestellt werden muss. Während des Vertiefungskurses finden zwei Supervisionsblöcke in der Gruppe statt mit je wechselnden Gruppen-Supervisor:innen pro Block. Der Vertiefungskurs schliesst mit einem Abschlusskolloquium und einer mündlichen Prüfung ab.
Im Grundkurs werden Konzepte und Methoden der systemischen Therapiepraxis anhand von Einblicken in reale Therapiefälle der Dozierenden anwendungsbezogen vermittelt. Die systemische Grundhaltung und die Gespr.chsführung im Mehrpersonensetting wird geübt und u.a. anhand von Videosequenzen analysiert. Im Weiteren werden die therapeutischen Schwerpunkte der bindungsbasierten und emotionsfokussierten Therapie eingeführt und die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Psychotherapie vermittelt. Separat eingegangen wird ausserdem auf die die relevanten Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung und der Qualitätssicherung. Die Gruppen-Supervisionen starten im zweiten Drittel des Kurses. Der Grundkurs wird mit einem Abschlussseminar inklusive Kompetenzüberprüfung abgeschlossen.
Daten und Inhalte_GrK 14 (Grundkurs 14 ist ausgebucht)
Daten und Inhalte_GrK 15 (ab sofort nehmen wir für den GrK 15 Anmeldungen entgegen)