Allgemeines zum Weiterbildungsgang
Seit den 1990-er Jahren wird am ZSB systemisches Wissen und Können «aus der Praxis für die Praxis» vermittelt. Die am ZSB unterrichtete systemische Psychotherapie orientiert sich sowohl am individuellen Leid und an einem Hilfeauftrag als auch an den wichtigsten Beziehungen der Hilfesuchenden.
Die systemische Therapie geht davon aus, dass Menschen zu jeder Zeit imstande sind, Lebensprobleme und Problemsysteme zu erzeugen und dauerhaft zu reproduzieren, dass sie aber zugleich fähig sind, durch Unterbrechung des Wiederholungsmusters solche Probleme vergehen bzw. im Hintergrund verschwinden zu lassen. Die Suche nach Bedingungen, die eine Alternative zu den Problemerhaltenden darstellen, ist ein zentraler Bestandteil systemischer Therapie
Nächster Infoanlass: 29. Oktober 2024 17.15 - 18.15 im ZSB Bern oder per Zoom. Bitte kurze Anmeldung per Mail:
Bei Interesse an der Weiterbildung am ZSB ist eine verbindliche Anmeldung mit den dazugehörigen Unterlagen auszufüllen und an das Sekretariat des ZSB weiterzuleiten.
In einem Aufnahmegespräch mit der Zentrums- und Studienleitung wird die Eignung für unseren Weiterbildungsgang und die gegenseitige Passung geprüft.
Im Zentrum einer systemischen Therapie stehen zirkuläre Wechselwirkungsprozesse auf intrapsychischer, biologisch-somatischer und interpersoneller Ebene (v. Sydow und Borst, 20181). Symptome werden als Ausdruck eines Versuches verstanden, eine schwierige und leiderzeugende Lebenssituation zu bewältigen. Wo erwünscht und sinnvoll, werden die in das Problem involvierten Bezugspersonen respektvoll und kooperativ in die Therapie mit einbezogen. Ziel der Therapie ist es, systemeigene Kräfte zu aktivieren, um problemrelevante, komplexitätsgerechte und nachhaltige Lösungen zu entwickeln sowie stagnierende Entwicklungsprozesse in Gang zu bringen.
Systemische Therapie zeichnet sich durch eine pragmatisch-integrative und lösungsorientierte Haltung aus und ist offen für Handlungsansätze aus anderen psychotherapeutischen Verfahren (Rotthaus, 20132). Diese Offenheit basiert auf einer Relativierung von Objektivität und der Überzeugung, dass alle Wirklichkeiten Konstruktionen sind, die grundsätzlich auch anders sein könnten. Der Verzicht auf Objektivität und Wahrheit impliziert eine Haltung des Respekts vor den Anderen, dessen Ansichten, Ideen und Vorstellungen. Im Fokus einer systemischen Therapie stehen der Aufbau einer guten und tragfähigen therapeutischen Beziehung, die Klärung der Anliegen und die gemeinsame Erarbeitung eines Auftrages mit klar definiertem Ziel und erkennbaren Merkmalen der Zielerreichung. Neuere Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung zeigen auf, dass neben einer guten und tragfähigen therapeutischen Beziehungsgestaltung, Zielbeschreibungen und -umsetzungen entscheidende Wirkfaktoren einer erfolgreichen Psychotherapie sind (Wampold, Imel & Flückiger, 20173).
Im Weiteren wird der Begegnung auf Augenhöhe eine grosse Bedeutung zugemessen. Therapeut:innen sind Expert:innen für den Prozess, Ratsuchende sind Expert:innen für ihr Leben und die Inhalte der Therapie. Die Frage und die Verhandlung, wer für welchen Bereich Verantwortung übernimmt, sind folglich zentral im therapeutischen Prozess.
Die systemische Psychotherapieweiterbildung am ZSB weist zusätzlich einen bindungsbasierten und einen emotionsfokussierten Schwerpunkt auf:
Die Bindungstheorie gilt seit ihrer Formulierung durch John Bowlby und der Weiterentwicklung um neurologische Erkenntnisse als die am besten fundierte menschliche Entwicklungstheorie (Trost, 20184). Nach aktuellem Kenntnisstand sind Bindungsgefühle und Bindungsverhalten in jedem Alter eng mit der gesamten Entwicklung verbunden. Dazu gehören die Gestaltung sozialer Beziehungen ebenso wie Verhaltens- und Impulskontrolle, Denken, Planen, Wollen sowie die Entfaltung kognitiver und emotionaler Fähigkeiten. Menschen haben ein angeborenes Bedürfnis, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Diese führen zu emotionalem Halt und Sicherheit, was wiederum die Voraussetzung schafft, dem menschlichen Bedürfnis nach Exploration auf gesunde Art und Weise nachgehen zu können (Erkunden der Welt, Suche nach Bedeutung, Sinn und Autonomie). Die Bindungstheorien und -forschungen liefern eine empirisch gut abgestützte Verständnisbasis sowohl für die spontanen Entwicklungsprozesse in nahen Beziehungen als auch für affektive Störungen und deren Ursachen und Behandlungen (Strauss, 2008)5.
Jeder Versuch, das emotionale Leben menschlicher Wesen zu verstehen, bringt die Untersuchung von intimen und teilnehmenden menschlichen Beziehungen mit sich
Eine durch Angst, Kummer, Abwesenheit oder Verlust ausgelöste Bedrohung – etwa im Rahmen einer psychischen Erkrankung – aktiviert die Suche nach Nähe zu einer fürsorglichen Person als sicheren Hafen (im Kinder- und Jugendalter sind das meistens die Eltern, später Partner:innen oder Fachpersonen). Im Rahmen von psychosozialen Krisen zeigen sich i.d.R. eskalierende und resignative Beziehungsmuster. Oft wird nicht erkannt, dass sich hinter vordergründigem Autonomiebestreben ein Mangel an emotionalem Halt und Sicherheit verbirgt. Sind die Herausforderungen bewältigt und fühlen sich Menschen sicher und gehalten, wird ein natürliches Exploriationsbedürfnis aktiviert und es werden Autonomiebestrebungen angestossen. Im Rahmen einer bindungsbasierten systemischen Therapie wird durch wohlwollenden und anschlussfähigen Einbezug der relevanten Bezugspersonen ein Prozess der Annäherung und Reintegration unterstützt und angeregt und so eine sichere Basis geschaffen, die es den Betroffenen ermöglicht, Veränderungen zuzulassen.
Wir müssen anerkennen, dass wir mehr sind als Homo sapiens. Wir sind HOMO VINCULUM – wir binden uns an andere. Und diese Verbundenheit ist es, was uns rettet.
So war es immer
In Übereinstimmung mit der internationalen Psychotherapieforschung, die mehr und mehr ein schulenübergreifendes Verständnis von Psychotherapie nahelegt, werden am ZSB im Zusammenhang mit störungsspezifischen Erkenntnissen weitere empirisch evaluierte Techniken und Methoden sowie die wichtigsten medikamentösen Behandlungsansätze vermittelt. Vertieft gelehrt wird ein emotionsfokussierter Schwerpunkt: Emotionsbasierte Verfahren dienen dazu, Emotionen im Therapieprozess gut wahrzunehmen, zu klären, zu regulieren oder zu transformieren. Damit werden die systemische Grundhaltung und die systemtherapeutische Kernkompetenzen, die vorwiegend interpersonelle Muster in den Behandlungsfokus stellen, durch eine intrapsychische Perspektive ergänzt.
Es besteht heute Einigkeit darüber, dass Emotionen eine zentrale Rolle sowohl bei der Entstehung als auch bei der Behandlung psychischer Störungen spielen. Um Emotionen zu verändern, müssen diese bewusst im Hier und Jetzt zugelassen und erlebt werden. Nur was erlebt wird, kann sich wandeln, was abgespalten ist, bleibt immer gleich (Sutter, Greenberg, 2021)6. Die Emotionsfokussierte Therapie (EFT) bietet als empirisch validiertes und integratives Verfahren für diesen Fokus wichtige therapeutische Techniken und Vorgehen, die diese erlebnisorientierte Arbeit mit Emotionen und die erlebensbasierte Veränderung von Emotionen in den Vordergrund stellen. Gerade in der systemtherapeutischen Arbeit unter Einbezug von wichtigen Anderen werden Emotionen stark aktiviert. Die Ergänzung der systemischen Therapie um die emotionsfokussierte therapeutische Vorgehensweise bietet sich daher an7: die Wurzeln beider Verfahren liegen in den humanistischexistentiellen Ansätzen, die Menschenbilder orientieren sich am Wachstum, an einer dialektischkonstruktivistischen Sicht der menschlichen Funktionsweise und beide Verfahren streben eine Offenlegung von Emotionen und eine klare Kommunikation im Rahmen von bedeutsamen Beziehungen an.
Menschen neigen immer mehr dazu, über ihre Gefühle nachzudenken, anstatt zu fühlen
Alle Weiterbildner:innen, Supervisor:innen und Selbsterfahrungstherapeut:innen am ZSB weisen in ihrem Fach eine fundierte Berufsausbildung auf wissenschaftlicher Grundlage aus und verfügen über langjährige Erfahrung mit therapeutischem Problemlösen in komplexen Systemen.
Im ZSB wird auf eine offene Kommunikation, gegenseitige Wertschätzung sowie eine wohlwollende Feedbackkultur geachtet.
Der Psychotherapieweiterbildungsgang ist modular aufgebaut und umfasst einen Grundkurs, einen Vertiefungskurs sowie eine Gruppen-Selbsterfahrung, die sog. Familienrekonstruktion.
Die Weiterbildung beinhaltet folgende Einheiten, wobei eine Einheit 45 Minuten entspricht:
524 Einheiten Wissen und Können (208 Einheiten im Grundkurs, 316 Einheiten im Vertiefungskurs)
100 Einheiten Gruppen-Supervision (32 Einheiten im Grundkurs, 68 Einheiten im Vertiefungskurs)
100 Einheiten Gruppen-Selbsterfahrung (separates Modul Familienrekonstruktion)
Ärztliche Psychotherapeut:innen können nach abgeschlossenem Grundkurs gezielt ausgewählte Seminare im Vertiefungskurs besuchen (siehe Weiterbildungsprogramm für angehende ärztliche Psychotherapeut:innen).
Die Weiterbildung startet mit dem Grundkurs und beinhaltet insgesamt 15 Seminare an je 2 Tagen; darin sind 8 Halbtage Gruppen-Supervision enthalten. Aufbauend darauf folgt der Vertiefungskurs mit 24 Seminaren an je 2 Tagen, davon 17 Halbtage Gruppen-Supervision.
Die Familienrekonstruktion verteilt sich mit 4 zweitägigen externen Seminarblöcken und einem Einführungsabend über ein Jahr. Die Gruppen-Selbsterfahrung kann sowohl während des Grundoder Vertiefungskurses als auch nach Abschluss der Seminare absolviert werden. Wir empfehlen die Gruppen-Selbsterfahrung erst am Ende des Grundkurses oder nach dem Grundkurs zu starten, wenn bereits grundlegende systemische Kenntnisse erworben worden sind.
Für den Erwerb des Weiterbildungstitels zum eidg. anerkannten Psychotherapeuten oder zur eidg. anerkannten Psychotherapeutin müssen weitere Nachweise, u.a. praktische Weiterbildungsinhalte erbracht werden wie klinische Jahren, psychotherapeutische Tätigkeit sowie Supervisions- und Selbsterfahrungs-Einheiten im Einzel-Setting. Weitere Ausführungen sind unter Abschluss aufgeführt.
Im Grundkurs werden Konzepte und Methoden der systemischen Therapiepraxis anhand von Einblicken in reale Therapiefälle der Dozierenden anwendungsbezogen vermittelt. Die systemische Grundhaltung und die Gespr.chsführung im Mehrpersonensetting wird geübt und u.a. anhand von Videosequenzen analysiert. Im Weiteren werden die therapeutischen Schwerpunkte der bindungsbasierten und emotionsfokussierten Therapie eingeführt und die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Psychotherapie vermittelt. Separat eingegangen wird ausserdem auf die die relevanten Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung und der Qualitätssicherung. Die Gruppen-Supervisionen starten im zweiten Drittel des Kurses. Der Grundkurs wird mit einem Abschlussseminar inklusive Kompetenzüberprüfung abgeschlossen.
Im Grundkurs werden Konzepte und Methoden der systemischen Therapiepraxis anhand von Einblicken in reale Therapiefälle der Dozierenden anwendungsbezogen vermittelt. Die systemische Grundhaltung und die Gespr.chsführung im Mehrpersonensetting wird geübt und u.a. anhand von Videosequenzen analysiert. Im Weiteren werden die therapeutischen Schwerpunkte der bindungsbasierten und emotionsfokussierten Therapie eingeführt und die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Psychotherapie vermittelt. Separat eingegangen wird ausserdem auf die die relevanten Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung und der Qualitätssicherung. Die Gruppen-Supervisionen starten im zweiten Drittel des Kurses. Der Grundkurs wird mit einem Abschlussseminar inklusive Kompetenzüberprüfung abgeschlossen.
Im Grundkurs werden Konzepte und Methoden der systemischen Therapiepraxis anhand von Einblicken in reale Therapiefälle der Dozierenden anwendungsbezogen vermittelt. Die systemische Grundhaltung und die Gespr.chsführung im Mehrpersonensetting wird geübt und u.a. anhand von Videosequenzen analysiert. Im Weiteren werden die therapeutischen Schwerpunkte der bindungsbasierten und emotionsfokussierten Therapie eingeführt und die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Psychotherapie vermittelt. Separat eingegangen wird ausserdem auf die die relevanten Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung und der Qualitätssicherung. Die Gruppen-Supervisionen starten im zweiten Drittel des Kurses. Der Grundkurs wird mit einem Abschlussseminar inklusive Kompetenzüberprüfung abgeschlossen.
Im Grundkurs werden Konzepte und Methoden der systemischen Therapiepraxis anhand von Einblicken in reale Therapiefälle der Dozierenden anwendungsbezogen vermittelt. Die systemische Grundhaltung und die Gespr.chsführung im Mehrpersonensetting wird geübt und u.a. anhand von Videosequenzen analysiert. Im Weiteren werden die therapeutischen Schwerpunkte der bindungsbasierten und emotionsfokussierten Therapie eingeführt und die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Psychotherapie vermittelt. Separat eingegangen wird ausserdem auf die die relevanten Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung und der Qualitätssicherung. Die Gruppen-Supervisionen starten im zweiten Drittel des Kurses. Der Grundkurs wird mit einem Abschlussseminar inklusive Kompetenzüberprüfung abgeschlossen.
Das Psychotherapiecurriculum am ZSB ist seit 2011 von der SGPP (Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie) und der SGKJPP (Schweizerische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie) anerkannt. Das ZSB stellt hierzu jährlich einen Anerkennungsbericht an die SKWF (ständige Kommission für Weiter- und Fortbildungen) aus.
Viele angehende Psychiater:innen und ärztliche Psychotherapeut:innen besuchen während ihrer klinischen Ausbildungszeit weitere ärztliche Fortbildungen und benötigen nicht die gleiche Anzahl Einheiten bzw. Credits an Wissen und Können in der systemischen Therapierichtung wie die psychologischen Psychotherapeut:innen (siehe Abschluss). Aus diesen Gründen können ärztliche Psychotherapeut:innen in Ausbildung nach dem Grundkurs den Vertiefungskurs entweder als gesamtes Modul durchlaufen oder einzelne Seminare auswählen. Die Gruppen-Supervisionen hingegen müssen gesamthaft absolviert werden (im Vertiefungskurs sind es zwei Supervisionsblöcke). Weitere Unterschiede gibt es in Bezug auf die zu erbringenden zusätzlichen Nachweise zwischen ärztlichen und psychologischen Therapeut:innen (siehe Kompetenzüberprüfung).
Das gesamte Psychotherapiecurriculum Wissen und Können, die Gruppen-Supervisionen und die Familienrekonstruktion können innerhalb von 4 Jahren absolviert werden. Psychologische Psychotherapeut:innen müssen die ganze Weiterbildung (inkl. der klinischen Jahre, der psychotherapeutischen Tätigkeit sowie der Einzelnachweise in Supervision und Selbsterfahrung) laut Psychologieberufegesetz (PsyG) 8innerhalb von 6 Jahren bei einer Vollzeitanstellung abschliessen. Bei Arbeit in einem Teilzeitpensum verlängert sich die Ausbildungszeit entsprechend.
Es ist möglich zwischen dem Grund- und Vertiefungskurs zu pausieren. Für jedes Modul benötigt es eine separate Anmeldung. Bei Mutterschaftsurlaub oder bei anderen Gründen für eine Unterbrechung der Weiterbildung kann via Studienleitung ein Antrag an die Weiterbildungskommission eingereicht werden (siehe Studienleitung, Zentrumsleitung, Weiterbildungskommission und Rekursmöglichkeiten).
Folgende therapeutische Grundlagen und Kompetenzen sollen während der Weiterbildung erworben respektive vertieft werden:
Disziplinierte und systematische Beobachtung, Beschreibung und Interpretation von Verhaltensmustern, menschlicher Kommunikation und Organisation in Sozialsystemen (v. a. in Paaren, Familien und erweiterten Familien) sowie rasches Erfassen und Steuern von Systemprozessen.
Fundierte Kenntnisse und Fertigkeiten in systemischer Psychotherapie (Theoretische Konzepte, Beziehungsgestaltung, Auftragsklärung, (System-) Diagnostik, Fragetechniken, Interventionen, Rhetorik, Methodik, Dokumentation).
Studium und Anwendung von wirksamen Interventionen im therapeutischen Umgang mit Einzelpersonen, Paaren, Familien und erweiterten Systemen.
Aufbau eines Repertoires an Strategien der Veränderung belastender oder krankmachender Systemprozesse.
Nutzung der Bindungsressourcen durch anschlussfähigen Umgang und möglichen Einbezug der relevanten Bezugspersonen zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Kritische Reflexion, Gestaltung sowie Steuerung des therapeutischen Prozesses über das Erfassen des Problemsystems und den Aufbau eines therapeutischen Systems.
Berücksichtigung rechtlicher, gesellschaftlicher und ethischer Aspekte sowie der Grenzen der Psychotherapie.
Störungsspezifische Anwendung der Systemischen Therapie und pragmatische Kombination mit anderen empirisch validierten Therapiemethoden. Fundierte Kenntnisse und Anwendungsfertigkeiten in Bezug auf emotionsfokussierte Techniken und Methoden.
Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen (u.a. im Rahmen der Familienrekonstruktion) und Erarbeiten eines persönlichen Therapieprofils, das auf Selbstreflexionsfähigkeit und Selbstkompetenz aufbaut.
Übergeordnet gelten die Ziele für den Weiterbildungsgang nach Art. 5 des PsyG9
Die Weiterbildung am ZSB orientiert sich an den Ergebnissen aus der Psychotherapieforschung und weist jahrelange Erfahrungen in Bezug auf videobasiertes Lernen und Vermitteln von therapeutischem Handeln auf. Insbesondere der aktuelle Ansatz aus der Psychotherapieforschung, das sog. «Deliberate Practice» (auf Deutsch als Reflektierte Praxis übersetzt), unterstützt den Einsatz von Therapievideos für eine gelungene Reflexion sowie zur Verbesserung und Weiterentwicklung von psychotherapeutischer Expertise 10.
Der Inhalt, die Ziele und die Methodik jedes Seminars sind in den jeweiligen Seminarbeschrieben ausgewiesen (siehe Inhalte). Insgesamt kann die Methodik folgendermassen zusammengefasst werden:
Videoanalyse oder Analyse von Live- Sitzungen: differenzierte Beschreibung und sorgfältige Hypothesengenerierung von Verhaltensmustern und Verhaltensprozessen anhand konkreter Echt-Beispiele.
Gruppenarbeit: Analyse von Fallsituationen, Fallkonzeption, Therapie- und Strategieplanung; Planung konkreter Interventionen und Vorbereitung in der Kleingruppe.
Rollenspiel: Einüben sowohl des umsichtigen, zumutbaren sowie hilfreichen Umgangs mit typischen Problemsituationen als auch von geeigneten Interventionen und einer therapeutischen Rhetorik; Umgang mit schwierigen Situationen in der Therapie.
Videofeedback: Selbstkontrolle des therapeutischen Verhaltens mittels Videoaufnahmen.
Theorie: Vermittlung interdisziplinären Wissens aus systemischer Sicht und weiteren Verfahren bei Störungsspezifität, insbesondere Konzeptwissen aus Psychologie, Bindungstheorie, Psychiatrie, Soziologie und angrenzenden Wissensbereichen.
Literaturstudium: Literaturbesprechungen in der Gruppe, empfohlenes Selbststudium.
Supervision: Besprechung von Fall-Darstellungen und Videobeispielen aus der Praxis der Studierenden in Kleingruppen.
Reflexion: Evaluation des Weiterbildungs- und Lernprozesses einschliesslich erworbener Kenntnisse und Fertigkeiten via Kompetenzüberprüfungen (schriftlich, mündlich, Rollenspiel), mittels Fallberichten, aus den Rückmeldungen der Gruppen-Supervisor:innen oder Studienleitungsgesprächen. Selbstreflexion via Lernjournal und Lernzielen.
Zur Weiterbildung zugelassen werden angehende ärztliche Psychotherapeut:innen und Psycholog:innen mit einem Hochschulabschluss. Psycholog:innen müssen eine gesetzlich anerkannte Studienleistung in klinischer Psychologie und Psychopathologie (mind. 12 ECTS) nachweisen können. Fehlt dieser Nachweis, so muss dieser während der Weiterbildungszeit erbracht werden.
Der Grundkurs kann begonnen werden, auch wenn noch keine therapeutische Tätigkeit ausgeübt werden kann. Spätestens im Vertiefungskurs ist der Nachweis einer psychotherapeutischen Tätigkeit und Anstellung in einer psychosozialen oder psychotherapeutischen oder psychiatrischen Einrichtung Voraussetzung für die Zulassung zur Fortführung der Weiterbildung. Falls während des Grundkurses in den Supervisionsgruppen noch keine Einblicke in die therapeutische Tätigkeit gegeben werden konnten, erfolgt die Aufnahme in den Vertiefungskurs für die ersten 6 Monate vorerst provisorisch. Nach dieser Probezeit findet ein Auswertungsgespräch mit der Studienleitung statt, um über die Weiterführung des Vertiefungskurses zu entscheiden. Wer im Grundkurs bereits Einblicke in die therapeutische Tätigkeit erbringen konnte und am Ende des Moduls Rückmeldungen seitens der Supervisor:innen erhalten hat, die eine Weiterführung der Weiterbildung befürworten, kann ohne Probezeit in den Vertiefungskurs aufgenommen werden.
Der Stand und die Entwicklung der Wissens-, Handlungs- und Sozialkompetenz der Studierenden wird während der gesamten Weiterbildungszeit kontinuierlich erfasst und beurteilt:
Die (system-) therapeutischen Kompetenzen der Studierenden werden vor allem in den Gruppen- Supervisionen erkannt und nach jedem Supervisionsblock individuell beurteilt und rückgemeldet. Während der Weiterbildungszeit müssen insgesamt mindestes 10 videographierte Therapieeinblicke (zwei davon in einem Mehrpersonensetting) nachgewiesen werden. Am Ende des Grundkurses im Rahmen des Abschlussseminars, welches für alle Studierenden obligatorisch ist, werden die erworbenen Kompetenzen anhand einer schriftlichen Fallbearbeitung (schriftliche Prüfung) sowie im Rahmen eines Rollenspiels geprüft.
In der Mitte des Vertiefungskurses findet eine Einführung in die Abschlussarbeit statt, die am Ende der Weiterbildung im Rahmen des Abschlusskolloquiums fertiggestellt und mündlich präsentiert werden muss. Diese Vorgabe gilt nur für die psychologischen Psychotherapeut:innen, die zudem im Rahmen der Gesetzeserfüllung des PsyG auch noch eine mündliche Fallbesprechung absolvieren müssen (mündliche Prüfung).
Zusätzlich müssen während der gesamten Weiterbildungszeit insgesamt 10 Fallberichte aus der Gruppen-Supervision erstellt und in Einzel-Supervisionen nachbesprochen werden.
Den ärztlichen Psychotherapeut:innen in der Weiterbildung steht es frei, die Fallberichte und Abschlussarbeit zu schreiben bzw. zu präsentieren.
Zur Erlangung des Titels eidg. anerkannter Psychotherapeut oder eidg. anerkannte Psychotherapeutin (für psychologische Psychotherapeut:innen) gilt:
Die Weiterbildung nach PsyG gilt als abgeschlossen, wenn alle Module absolviert wurden (mind. 500 Einheiten Wissen und Können). Das Abschlussseminar im Grundkurs sowie das Abschlusskolloquium am Ende des Vertiefungskurses müssen erfolgreich bestanden werden. Zudem müssen die 10 dokumentierten und supervidierten Fallberichte verfasst sowie die 10 Videoeinblicke erbracht worden sein.
Die folgenden zusätzlichen Nachweise müssen zum Titelerwerb erbracht werden:
Nachweis von je 50 Einheiten Einzel-Supervision. 10 Supervisionseinheiten werden im ZSB mittels der geforderten 10 Fallberichtssupervisionen absolviert.
Nachweis von 50 Einheiten Einzel-Selbsterfahrung.
Nachweis von 2 Jahren klinischer Praxistätigkeit inkl. fachlicher Begleitung zu 100 % in einer Einrichtung der psychosozialen Versorgung; davon muss mindestens ein Jahr in einer Einrichtung der ambulanten oder stationären psychotherapeutischen und/oder psychiatrischen Versorgung absolviert werden. Bei Teilzeitarbeit verlängert sich die Dauer entsprechend.
Nachweis der psychotherapeutischen Tätigkeit: mindestens 500 Einheiten psychotherapeutische Arbeit bei mindestens 10 verschiedenen Fällen bzw. Klientensystemen mit unterschiedlichen Störungsbildern (gemäss Diagnosen nach ICD-10 bzw. ICD-11).
Für alle Nachweise gelten weitere Kriterien für die Anerkennung (siehe Dokumente, Reglemente, FAQ).
Zur Erlangung des Titels Facharzt oder Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie bzw. Kinderund Jugendpsychiatrie und Psychotherapie sind die zuständigen Fachverbände SGPP bzw. SGKJPP bzw. die FMH zuständig.
Das Curriculum ist von den Fachgesellschaften für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP, SGKJPP), von den psychologischen Berufsverbänden (FSP, SBAP, FMH) sowie dem Gliedverband Systemis anerkannt.
Die postgraduale Psychotherapieweiterbildung ist gemäss PsyG seit März 2018 vom BAG akkreditiert und führt zum Titel eidg. anerkannte Psychotherapeutin oder eidg. anerkannter Psychotherapeut.
Die Kosten (in CHF) der gesamten Weiterbildung sind pro Moduleinheit ausgewiesen. Die Gesamtkosten errechnen sich wie folgt:
Grundkurs
Vertiefungskurs
8'200.-
11'800.-
11'800.-
Grundkurs
Vertiefungskurs
1'200.-
3'200.-
4'400.-
3'300.-
Gesamtkosten: Wissen und Können, Gruppen-Supervision und Gruppen-Selbsterfahrung 27'600.- plus mind. 950.- Übernachtungs- und Verpflegungskosten für die Familienrekonstruktion.
Zusätzliche Kosten bis zur Erlangung des eidg. anerkannten Weiterbildungstitels (für psychologische Psychotherapeut:innen):
10 Einheiten Einzel- Supervision à 45 Min. ZSB intern (Fallberichtsbezogen, 135.-/45 Min.): 1'350.-
40 Einheiten Einzel-Supervision à 45 Min. extern zu absolvieren (Tarife ab 120.-/45 Min): mind. 4’800.-
50 Einheiten Einzel- Selbsterfahrung à 45 Min. extern zu absolvieren (Tarife ab 120.-/45 Min.): mind. 6’000.-
Zertifizierungskosten und Eintrag ins Psychologieberuferegister (PsyReg) insgesamt: 1’200.-
Studienleiterin des Weiterbildungsgangs ist Tara Varela, eidg. anerkannte Psychotherapeutin, dipl. Erziehungsberaterin und Schulpsychologin. Sie ist als Weiterbildnerin im Weiterbildungsgang tätig und führt eine eigene Praxis am ZSB. Sie ist für alle Fragen der Studierenden zuständig, die nicht direkt mit dem Kurssekretariat abgeklärt werden können.
Montag bis Donnerstag:
08:00 - 12:00 Uhr
13:00 - 16:00 Uhr
Freitag:
08:00 - 12:00 Uhr
Die Studienleitung bietet während des ganzen Weiterbildungsgangs verschiedene Möglichkeiten für Fragen und Austausch. Jederzeit können die Studierenden ein individuelles Gespräch mit ihr vereinbaren.
Spezifische Anträge sowie der Antrag auf die Erlangung des eidg. Psychotherapeut:innentitels müssen an die Weiterbildungskommission (WBK) gestellt werden. Die WBK setzt sich aus der Zentrumsleitung sowie aus der Studienleitung der Bildungsangebote am ZSB zusammen und trifft sich 4 x jährlich. Die Termine sind publiziert (siehe Dokumente).
Zentrumsleiterin des Bereichs Systemische Therapie ist Karin Gfeller Grehl, eidg. anerkannte Psychotherapeutin. Sie ist als Weiterbildnerin und als Supervisorin im Weiterbildungsgang sowie seit 2012 in der Leitung des ZSB tätig. Sie führt eine eigene Praxis am ZSB.
Die Studierenden haben die Möglichkeit, gegen Verfügungen des Studienreglements des ZSB sowie gegen Beurteilungen in den Abschlussseminaren oder Kompetenzüberprüfungen, innert 30 Tagen nach Bekanntgabe des jeweiligen Entscheides, Rekurs einzureichen. Die Rekurskommission ist eine vom ZSB unabhängige und unparteiische Instanz und wird von einem juristischen Sekretariat, welches von einem Rechtsanwalt geführt wird, betrieben (siehe Rekursreglement unter Dokumente, Reglemente, FAQ).
Alle Weiterbildner:innen, Supervisor:innen und Selbsterfahrungstherapeut:innen am ZSB weisen in ihrem Fach eine fundierte Berufsausbildung auf wissenschaftlicher Grundlage aus, verfügen über einen eidgenössischen Titel in Psychotherapie und über langjährige Erfahrung mit therapeutischem Problemlösen in komplexen Systemen oder über spezialisiertes Wissen in ihrem Bereich.
Das ZSB achtet auf klare Rollentrennungen zwischen Weiterbildner:innen, prüfenden Personen, Supervisor:innen und Selbsterfahrungsleitung. Prüfende Personen dürfen keine vorhergehende Gruppen-Supervisionsaufträge erbringen und die Selbsterfahrungsleitung keine andere Rolle im Curriculum annehmen.
Im ZSB herrscht eine familiäre Atmosphäre. Doppelmandate im Bereich der Weiterbildner:innen, Supervisor:innen, der Studien- oder Zentrumsleitung werden transparent kommuniziert. Jede Seminareinheit, jeder Supervisionsblock sowie jede Familienrekonstruktion werden von den Studierenden anonym evaluiert. Die Feedbacks der Studierenden fliessen in die weitere Planung ein. Die Feedbackorientierung im Sinne von wertvollen Rückmeldungen aus einer anderen Perspektive haben im systemischen Denken eine grosse Bedeutung und das ZSB legt grossen Wert auf einen wertschätzenden und wohlwollenden Umgang untereinander.
Diverse Dokumente, Reglemente, FAQ zum Weiterbildungsgang:
28. Mai 2024
13.August 2024
26. November 2024
Änderungen in den Kursübersichten sind vorbehalten
Kursprogramm GrK 14, Start März 2025
Der Grundkurs 14 ist ausgebucht
Diverse Kurslogins der laufenden Grund- und Vertiefungskurse:
Der nächste Infoanlass findet am 29. Oktober 2024 17.15 Uhr im ZSB Bern statt. Bitte kurze Anmeldung per Mail:
Bei Interesse an der Weiterbildung am ZSB ist eine verbindliche Anmeldung mit den dazugehörigen Unterlagen auszufüllen und an das Sekretariat des ZSB weiterzuleiten.
In einem Aufnahmegespräch mit der Zentrums- und Studienleitung wird die Eignung für unseren Weiterbildungsgang und die gegenseitige Passung geprüft.
Die Familienrekonstruktion ist eine «systemische Selbsterfahrung in der Gruppe» und eine diagnostische und therapeutische Methode, mittels welcher die eigenen familiären Prägungen, deren Wirkungen und Wechselwirkungen erkannt und räumlich-bildlich dargestellt werden können. Der Zugang zur eigenen Biografie ist Grundlage von Lebenszufriedenheit und für die Entwicklung einer professionellen Haltung sowie für die Sicherung der Qualität des eigenen therapeutischen Handelns von grosser Bedeutung. Die Gruppenselbsterfahrung startet 2–3-mal jährlich und findet in geschlossenen Gruppen (max. 12 Studierende) statt. Die Selbsterfahrungsleitung achtet auf einen wohlwollenden und für eine Selbstöffnung notwendigen sicherheitsspenden Beziehungsrahmen. Sie steht unter Schweigepflicht und hat keine weiteren Dozent:innenaufträge innerhalb der Weiterbildung. Für psychologische Psychotherapeut:innen ist die Teilnahme integraler Bestandteil der Psychotherapieweiterbildung und obligatorisch. Für angehende ärztliche Psychotherapeut:innen wird der Besuch der Familienrekonstruktion empfohlen.
Ausschreibung und Anmeldung
Im Vertiefungskurs wird einerseits theoretisches Wissen und Können aus der systemischen Therapiepraxis störungs- sowie themenspezifisch vertieft und eingeübt. Andererseits werden innerhalb der psychopathologischen oder psychiatrischen Spezialgebiete auch andere evidenzbasierte Therapieverfahren vermittelt. Die emotionsfokussierte Vorgehensweise wird gefestigt und auf unterschiedliche Settings (Einzel-, Paar- sowie Elternsetting) ausgeweitet. In der Mitte des Vertiefungskurses findet die Einführung in die Abschlussarbeit statt, die bis zum Abschlusskolloquium am Ende des Vertiefungskurses fertiggestellt werden muss. Während des Vertiefungskurses finden zwei Supervisionsblöcke in der Gruppe statt mit je wechselnden Gruppen-Supervisor:innen pro Block. Der Vertiefungskurs schliesst mit einem Abschlusskolloquium und einer mündlichen Prüfung ab.
Im Grundkurs werden Konzepte und Methoden der systemischen Therapiepraxis anhand von Einblicken in reale Therapiefälle der Dozierenden anwendungsbezogen vermittelt. Die systemische Grundhaltung und die Gespr.chsführung im Mehrpersonensetting wird geübt und u.a. anhand von Videosequenzen analysiert. Im Weiteren werden die therapeutischen Schwerpunkte der bindungsbasierten und emotionsfokussierten Therapie eingeführt und die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Psychotherapie vermittelt. Separat eingegangen wird ausserdem auf die die relevanten Ergebnisse aus der Psychotherapieforschung und der Qualitätssicherung. Die Gruppen-Supervisionen starten im zweiten Drittel des Kurses. Der Grundkurs wird mit einem Abschlussseminar inklusive Kompetenzüberprüfung abgeschlossen.
Daten und Inhalte_GrK 14 (Grundkurs 14 ist ausgebucht)
Daten und Inhalte_GrK 15 (ab sofort nehmen wir für den GrK 15 Anmeldungen entgegen)